Neue Räume, neue Perspektiven:
20-jähriges Jubiläum von BIG ART
Neue Räume, neue Perspektiven:
20-jähriges Jubiläum von BIG ART
von Veronika Rudorfer,
Die Fassadenansicht der Universitätsbibliothek Graz präsentiert sich als stilistisch heterogenes Ensemble. So fallen einem zunächst die historistische Front des Hauptgebäudes, der darauf aufsitzende gläserne Erweiterungsbau sowie das angrenzende RESOWI-Zentrum Günther Domenigs ins Auge. Erst in Annäherung an die Fassade erschließt sich ein weiterer, zentralperspektivisch konstruierter und rein bildlicher Raum, der sich auf der Unterseite des auskragenden Glaskubus findet: In Anna Artakers PERSPECTIVA PRACTICA (2020) – einem Projekt der BIG ART – wird eine etwa postkartengroße Illustration aus Jean Du Breuils Lehrbuch Perspectiva Practica oder Vollständige Anleitung zu der Perspektiv-Reiß-Kunst (1642/1710) 220-fach vergrößert. In dieser ist zur didaktischen Vermittlung der Zentralperspektive eine künstliche Lichtquelle und der entsprechend zentrifugale Schattenwurf von sechs Figuren dargestellt. Artaker aktiviert in der Umsetzung ihrer Arbeit als Sgraffito ein medienarchäologisches Wechselspiel zwischen der Reproduktion der Illustration als Kupferstich im Buch und der Kratzputztechnik, da beiden – sei es im Gravieren der Druckplatte oder im Ritzen in die oberste Putzschicht – subtraktive Prozesse gemein sind. Einen unmittelbaren Bezug zum Nutzungszweck des Bibliotheksgebäudes stellt die Künstlerin in ihrer Wahl einer Illustration aus einem Lehrbuch her, welches das damalige Wissen zu Perspektiven versammelt. Auf diese Weise entsteht ein metaphorisches Geflecht aus Aufklärung und Licht, Büchern und Wissensspeichern sowie dem Lesen und dem Erschließen gedanklicher oder bildlicher Räume. Folgerichtig erscheint in diesem diskursiven Kontext auch, dass der Titel der Arbeit in Form eines bibliographischen Nachweises zur Bildquelle – einer verräumlichten Fußnote gleich – als Negativrelief in vier Stufen vor dem Bau eingelassen ist.
Räume des Wissens, die Vermittlung von (zeitgenössischer) Kunst und Architektur und damit neue Perspektiven bestimmen das nunmehr zwanzigjährige Engagement der Bundesimmobiliengesellschaft in Form der Kunstinitiative BIG ART. Seit 2005 und in über vierzig realisierten Projekten wird dabei ein Zugang offenbar, welcher der hergebrachten und hierarchischen Relation von Kunst am Bau eine egalitäre und zugleich transmediale Konzeption von Kunst & Bau produktiv gegenüberstellt. Kunst ist damit kein bloßes Detail einer architektonischen Gestaltung, sondern Kunst & Bau stehen durch einen bereits in der Konzeptionsphase der Gebäude einsetzenden Austausch zwischen Architekt:innen, Künstler:innen und Nutzer:innen in einem gleichwertigen Verhältnis zueinander. Wesentlich ist dabei der hohe Anspruch an die künstlerische Qualität der Projekte, der in Zusammenarbeit mit einem Fachbeirat der BIG ART konsequent umgesetzt wird. Die Verantwortung, die mit der Gestaltung des öffentlichen Raumes einhergeht, wird dabei nicht zuletzt durch den starken Fokus auf die niederschwellige Vermittlung von Kunst und Architektur an unterschiedlichste Rezipient:innen wahrgenommen. Die auf diese Weise entstandene Sammlung von Kunst im öffentlichen Raum folgt notwendigerweise anderen Parametern als dem bloßen Verwahren von Kunstwerken im Depot – ergänzt wird diese außergewöhnliche Sammlung durch eine Fülle historischer wie auch zeitgenössischer künstlerischer Arbeiten in beziehungsweise an Gebäuden der BIG. Die Dauerhaftigkeit, der Erhalt und die Vermittlung von Kunst & Bau charakterisieren das anhaltende Engagement der BIG ART für Kunst seit zwei Dekaden.
Die Dauerhaftigkeit, der Erhalt und die Vermittlung von Kunst & Bau charakterisieren das anhaltende Engagement für Kunst seit zwei Dekaden.
Die Dauerhaftigkeit, der Erhalt und die Vermittlung von Kunst & Bau charakterisieren das anhaltende Engagement für Kunst seit zwei Dekaden.



